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Kann man Zeit empfinden?

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, warum die Zeit gefühlt im Urlaub schneller vergeht als im Alltag, warum ältere Menschen den Lauf der Zeit als schneller empfinden als jüngere? Im Interview erklärt Zeitforscher Marc Wittmann die Gründe dafür und rät, auch mal nichts zu tun.

Gerade in der Vorweihnachtszeit sagen viele Menschen: „Schon wieder ein Jahr vorbei. Das geht ja immer schneller“. Woran liegt das? 

Marc Wittmann: Der Hauptfaktor für das Empfinden von längerer Zeitdauer ist das Gedächtnis. Je mehr emotionale Erinnerungen und Gedächtnisinhalte ich an einen bestimmten Zeitraum habe, desto länger kommt mir die Zeitdauer vor. Wer wenig erlebt, hat den Eindruck, die Zeit ist schnell vergangen, weil er sich kaum etwas gemerkt hat.

Ist das der Grund dafür, dass man die erste Hälfte eines Urlaubs als länger empfindet als die zweite? 

Wittmann: Genau. In den ersten Tagen sieht man viel Neues, einen anderen Ort, neue Eindrücke – das speichert sich in unserem Gedächtnis ab. Das kommt uns dann unheimlich lang vor. Die späteren Tage vergehen gefühlt schneller, weil man alles kennt und die Neuartigkeit fehlt.

Leben wir zu wenig in der Gegenwart? 

Wittmann: Ja. Gerade wir Mitteleuropäer sind sehr zukunftsorientiert. Wir planen alles. Wir leben nicht in der Gegenwart, weil wir in Gedanken schon wieder bei der nächsten Aktion, dem nächsten Termin sind. Deshalb erleben wir die Dinge nicht so intensiv, das Gedächtnis speichert sie nicht so tief ab.

Empfinden ältere Menschen eher, dass die Zeit schnell vergeht, als jüngere? 

Wittmann: Ja. Wir werden grundsätzlich immer routinierter in unserem Leben. Am Anfang des Lebens hat alles den Charakter der Neuartigkeit. Im Kinder- und Jugendalter passiert alles zum ersten Mal, ist unheimlich wichtig und wird emotional erlebt.

Gibt es Beispiele? 

Wittmann: Das erste Mal allein ohne die Eltern in die Ferien zu fahren. Das ist ein tolles Ereignis. Als Erwachsener geht man irgendwann zum fünfzigsten Mal in Urlaub. Das kann gar nicht mehr den Neuartigkeitswert haben, den es in der Jugend hatte. Vergleichen Sie mal die Lebensspanne zwischen 12 und 16 Jahren mit der zwischen 52 und 56 Jahren. Im ersten Fall ist das ein dramatischer Wandel. Mit 12 ist man fast noch ein Kind, mit 16 fast schon erwachsen. Im zweiten passiert nicht mehr viel.

Warum nicht? 

Wittmann: Weil viele Menschen dieser Altersgruppe morgens ins Büro gehen, dann nach Hause kommen und fernsehen. Der nächste Tag ist genauso, so geht es immer weiter. Wenn man nach ein paar Wochen zurückblickt, ist überhaupt nichts passiert, aber die Zeit ist vergangen.

Was kann man tun, um seine Zeit sinnvoller zu empfinden? 

Wittmann: Man muss versuchen, die Routine zu verlieren, eine Neuartigkeit in sein Leben zu holen, sich anders zu positionieren. Nicht immer mit denselben Leuten zusammen sein, sondern versuchen, andere kennenzulernen, eine Fremdsprache lernen, ein anderes Urlaubsziel auswählen.

Nun ist jede Stunde definitiv 60 Minuten lang. Warum empfinde ich eine Stunde beim Zahnarzt länger, als wenn ich im selben Zeitraum ein spannendes Buch lese? 

Wittmann: Die Frage ist, ob ich von der Zeit abgelenkt bin oder darauf fokussiere. Wenn ich einen spannenden Krimi lese, achte ich nicht auf die Zeit. Das ist beim Zahnarzt, von dem ich schnell wieder weg will, anders.

Viele Menschen sind ständig aktiv, twittern, mailen, bloggen. Ist das sinnvoll? 

Wittmann: Wir können die Zeit ja nicht sehen, nicht hören, nicht schmecken. Es gibt sie nur in unserer Innenwelt. Wir selbst generieren sie. Wenn uns langweilig wird, dann vor uns selbst. Deshalb lenken viele sich ab, zücken schon ihre Smartphones, wenn sie nur zehn Minuten in der Bahn sind.

Sollte man sein Leben entschleunigen, einfach mal nichts tun? 

Wittmann: Ja. Wenn ich mich immer nur ablenke, erfahre ich mich selbst nicht. Viele wichtige Gedanken zum eigenen Leben oder auch zu wichtigen Projekten kommen nur, wenn man einmal nichts tut.

Viele ältere Menschen verklären die Vergangenheit, sagen, dass früher alles besser war. Woran liegt das? 

Wittmann: Wir sparen gern negative Dinge aus, wollen uns daran nicht mehr erinnern. Viele, die in der Gegenwart nicht unbedingt glücklich sind, picken das Positive aus der Vergangenheit heraus und erinnern sich nur daran.

Von Peter Klebe

Quelle: https://www.hna.de/politik/neuartiges-leben-holen-3249196.html

Was Deutschland nach der Arbeit macht

Theater, schlafen, Kaffee trinken: Was stellen die Deutschen in ihrer Freizeit an? Wie viel Zeit bleibt ihnen für was? Eine Studie geht diesen Fragen auf den Grund – und fördert erstaunliche Ergebnisse zutage. Sicher ist: Das Verhalten der Deutschen ändert sich.

Die Daten der Hamburger Forscher zeichnen ein klares Bild vom deutschen Freizeitverhalten: Egal, ob Mann oder Frau, Stadt- oder Landbewohner, Arm oder Reich – für die überwiegende Mehrheit der Deutschen bleibt das Fernsehen die mit Abstand wichtigste Freizeitaktivität.

97 Prozent der Deutschen schalten mindestens einmal pro Woche das TV-Gerät ein, heißt es in der aktuellen Auswertung zum “Freizeit-Monitor 2014". Die Auswertung beruht auf einer Langzeitstudie, für die Experten der Stiftung für Zukunftsfragen seit 1993 jeweils rund 4000 Bundesbürger ab 14 Jahren repräsentativ zu ihrem Freizeitverhalten, ihren Freizeitaktivitäten und dem Anteil der tatsächlich freien Zeit pro Tag befragt.

Über zwei Drittel der Deutschen schauen demnach sogar täglich fern. Im Freizeit-Monitor belegt die Aktivität “Fernsehen" damit zum 25. Mal in Folge den ersten Platz, wie der Wissenschaftliche Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen, Ulrich Reinhardt, betont. Der TV-Konsum liegt damit weit vor Freizeitbeschäftigungen wie “Gedanken nachgehen", “Zeit mit dem Partner verbringen" oder “Über wichtige Dinge reden". Nur 65 Prozent der Befragten geben an, sich mindestens einmal pro Woche dem “Ausschlafen" zu widmen. Klassiker wie “Kaffee trinken" und “Kuchen essen" steht der Studie zufolge nur noch bei 53 Prozent der Deutschen regelmäßig auf dem Programm.

Im Zehnjahresvergleich zeigt sich, wie stark die Medien mittlerweile den Freizeitalltag prägen: Innerhalb eines Jahrzehnts stieg die PC-, Internet- oder Handynutzung stark an. Auf der anderen Seite haben, so heißt es in der Studie, soziale Aktivitäten deutlich an Bedeutung verloren: Die Bürger unternehmen mittlerweile seltener etwas mit Freunden, sprechen weniger Einladungen aus und reden auch nicht mehr so oft über “wichtige Dinge" wie früher, fassen die Forscher die Entwicklung im aktuellen Freizeit-Monitor zusammen.

Der Mittelpunkt der Republik

“Der Freizeitalltag der meisten Bundesbürger findet z u Hause statt", erklärt Stiftungsleiter Reinhardt. Aktivitäten außer Haus seien “eher die Ausnahme als die Regel und konzentrieren sich hauptsächlich auf das Wochenende". Dabei sei es egal, ob es sich um Ruheständler oder Berufstätige handelt: In Deutschland werde der Feierabend meistens zwischen Haushalt, Familie und Fernseher verbracht.

Abseits der Arbeit scheint das Leben der Bundesbürger mittlerweile maßgeblich von der Mediennutzung geprägt: Bei der Generation unter 30 Jahren werden sogar die neun am häufigsten genannten Freizeitaktivitäten durch Fernsehen und Radio, Zeitung und Internet, Handy und Festnetz bestimmt.

99 Prozent der Jugendlichen gehen demnach mindestens einmal pro Woche ins Netz, 89 Prozent telefonieren von unterwegs, 85 Prozent beschäftigen sich mit ihrem Computer und 79 Prozent pflegen ihre Kontakte in den sozialen Netzwerken. Die einzige nicht-medial vermittelte Freizeitbeschäftigung in der Top 10 der Jugendlichen heißt: “Ausschlafen".

Kultur “realistisch eingeschätzt"

Über alle Altersgruppen hinweg tauchen in der Liste der meistgenannten Aktivitäten eine Reihe von Beschäftigungen auf, die bei den Jugendlichen eine eher nachgeordnete Rolle spielen: Zeitung lesen etwa, Zeit mit dem Partner verbringen, oder sich in Ruhe pflegen. Bei den außerhäuslichen Lieblingsbeschäftigungen der Deutschen insgesamt stehen “Spaziergang", “Fahrradfahren" und “Gartenarbeit" noch immer weit oben auf der Liste.

Das Thema Kultur wirkt dagegen weit abgeschlagen. Auch wenn kulturellen Angeboten in der Freizeit eine Bedeutung zugesprochen werden könne, so müsse ihre Rolle als Freizeitaktivität jedoch, so heißt es im Fazit der Forscher, “realistisch eingeschätzt" werden: Lediglich 3 Prozent der Deutschen gehen wenigstens einmal pro Monat in ein Theater oder ins Museum.

Werktags vier Stunden Freizeit

Insgesamt stehen den Bundesbürgern pro Werktag knapp vier Stunden (3:56) Freizeit zur Verfügung. Dieser Durchschnittswert ist dabei vor allem über die verschiedenen Altersstufen und Lebensphasen sehr unterschiedlich verteilt. Am wenigsten freie Zeit bleibt Familien mit Kindern. Junge Eltern kommen der Befragung zufolge im Schnitt auf immerhin noch 2:54 Stunden, in denen sie auch unter der Woche noch tun und lassen können, was ihnen gefällt. Am meisten Freizeit genießen Jugendliche (4:13 Stunden) und Ruheständler, die werktags im Schnitt über 5:10 Stunden frei verfügen können.

Die Daten der Freizeitforscher fördern weitere, bemerkenswerte Erkenntnisse zutage: Während sich zum Beispiel das von den Befragten angegebene Zeitbudget bei Frauen und Männern im Schnitt nahezu gleich verteilt erscheint, zeigen sich sprunghafte Unterschiede zwischen Gering- und Besserverdienern: Studienteilnehmer mit einem niedrigen Haushaltsnettoeinkommen kommen werktags im Schnitt auf überdurchschnittliche vier Stunden und 32 Minuten. Teilnehmer mit einem eher gehobenen Einkommen geben dagegen im Schnitt nur ein Zeitbudget von drei Stunden und 22 Minuten an.

Lieber weniger arbeiten?

Dagegen wirken sich Faktoren wie “Kinder im Haushalt" oder “Beziehungsstatus" in deutlich geringerem Ausmaß auf das Freizeitvolumen aus. Auch wenn die Deutschen historisch betrachtet dank allgemeinem Wohlstand, Tarifautonomie, Teilzeitangeboten und Arbeitsrecht über vergleichsweise sehr viel Freizeit verfügen, scheint die Menge an freier Zeit für Entspannung und Selbstentfaltung vielen noch nicht auszureichen: Gut ein Viertel der Befragten gibt in der Befragung an, für mehr Freizeit auch ein geringeres Einkommen in Kauf nehmen zu wollen.

Rund zwei Drittel der Deutschen würden gerne öfter spontan genau das tun, wozu sie gerade Lust haben und zum Beispiel “häufiger ausschlafen". Freizeitwünsche und das tatsächliche Freizeitverhalten klaffen dabei weit auseinander: Die Mehrheit würde den Angaben zufolge gerne mehr mit Freunden und der Familie unternehmen, mehr Ausflüge machen, öfter Essen gehen und mehr faulenzen.

Sehr deutlich werden durch diese Äußerungen die Wünsche der Deutschen nach mehr sozialen Aktivitäten und mehr Erholung. Zudem zeigt sich, so heißt es im Zukunftsmonitor weiter, dass es “der Großteil der Bundesbürger auch in der Freizeit oftmals nicht schafft, genau das zu tun, was sie eigentlich wollen."

Quelle: https://www.n-tv.de/panorama/Was-Deutschland-nach-der-Arbeit-macht-article13500316.html

Die Zeit-Raffer

Kann es sein, dass Mobiltelefone ihre Besitzer klammheimlich spielsüchtig machen?

Wer gelegentlich Bahn fährt, wird sich darüber nicht wundern: Jeder vierte Deutsche spielt regelmäßig auf einem Smartphone oder Tablet.

Den Satz, den ich gerade beginne zu schreiben, hätte ich schon vor Wochen schreiben müssen. Ich bin spät dran mit diesem Text. Das Problem ist: Die Recherche war langwierig. Und sie hat sich als sehr gefährlich erwiesen. Kennen Sie »Timberman«?

»Timberman« ist ein Spiel für Smartphones und Tablets. Die App ist gratis, wenn man sich nicht an erbeeinblendungen stört, und sie ist schnell erklärt.

Moment … 99. Das ist mies. Mein Highscore beträgt 431.

Durch Wischen nach links oder rechts muss man unter Zeitdruck einen Pixel-Holzfäller, den Timberman, auf einen nie endenden Baum einhacken lassen und dabei herabfallenden Ästen ausweichen. Für jeden Axthieb gibt es einen Punkt. Ein Ast kann den Timberman erschlagen, dann ist es vorbei. Mein Timberman wird recht oft erschlagen. Es ist ein Riesenquatsch. Ich liebe dieses Spiel.

Augenblick … 28. Eine Katastrophe.

Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich am Wochenende mit dem Timberman verbracht habe. Als ich das erste Mal aufschaute, stand mein Sohn vor mir und jammerte: »Komm endlich!« Als ich das zweite Mal aufschaute, stand meine Frau vor mir und schimpfte: »Wir wollten doch ins Kino gehen!« Die Frage, die ich vor dieser Recherche hatte, war: Was machen all diese kleinen, lächerlichen, ge-nialen Spiele auf unseren Handys mit uns? Die Antwort lautet … 250! Verdammte Axt! Ich habe doch links gedrückt!!!

Ich spiele Computerspiele, seit mein Vater Ende der Achtzigerjahre den ersten Computer angeschafft hatte, einen 286er. Schon nach einer Woche fragte mein Vater, ob ich nach der Schule heimlich am PC gewesen sei, er habe nämlich vergeblich versucht, in die Bestenliste von »Tetris« zu gelangen, dort stehe von Platz 1 bis 10 »supa-patrick«. Später stieg ich nachts aus dem Bett und hoffte, das Schnaufen dieser großen Maschine würde meine Eltern nicht wecken, wenn ich versuchte, in »Leisure Suit Larry« einen kleinen Macho so lange durch schwarz-weiße Hotelzimmer und Casinohallen zu steuern, bis eine der grobkörnigen Frauen ihren BH ausziehen würde. Dank »Larry« habe ich Englisch gelernt. Eine andere Sprache verstand er nicht, und so lag neben mir ein Wörterbuch (dass ich »ask woman take off clothes« oder »kiss lady« in die Tastatur hackte, blieb allerdings ohne Erfolg). Noch etwas später waren es andere Tabus, die ich auf dem Bildschirm brach und deretwegen ich nur spielte, wenn ich allein war in meinem pazifistischen Elternhaus: In »Counter-Strike« wurde ich zum Scharfschützen und schoss auf Online-Feinde.

Noch heute besitze ich eine Spielkonsole, auf der ich ab und an die Top-Partien der Fußball-Bundesliga simuliere – aber selbst das nur, wenn meine Frau bereits ins Bett gegangen ist. Seit ich zocke, empfinde ich dabei eine tiefe Scham. Und danach eine tiefe Leere. Nicht, weil ich Computerspiele grundsätzlich für blöd hielte. Sondern weil ich sie viel zu gut finde. Ich weiß, welch große Euphorie und Wut sie bei mir auslösen können, ich weiß, wie sehr sie mich fesseln. Deswegen habe ich mit ihnen aufgehört.

Oder: Hatte ich mit ihnen aufgehört.

Denn nun trage ich in Form meines Smartphones permanent eine kleine Spielkonsole mit mir herum. Eine, auf der ich unauffällig daddeln kann, beiläufig, ganz kurz, vor dem Aufstehen, auf der Toilette, in der Schlange beim Bäcker. Es ist ja nicht nur der neu entdeckte Timberman. Noch vor der Mittagspause fordere ich den Kollegen beim »Quizduell«, vor Beginn der Konferenz scheitere ich mal wieder am Zahlenspiel »2048«, am Kaffeeautomaten beende ich die nächste Partie »Billard«, und abends in der S-Bahn schleudere ich dicke Vögel durch die Gegend.

Ich warte nicht mehr, ich spiele.

Neben mir in der S-Bahn sitzt vielleicht wieder die ältere Dame, die oft denselben Zug nimmt und die auf ihrem Handy meistens »Candy Crush« spielt, dieses infantile Spiel mit den bunten Süßigkeiten, die es zu sortieren gilt, und dem dudelnden Soundtrack, den die Dame nicht auszuschalten weiß. Weltweit spielen jeden Tag fast 100 Millionen Menschen »Candy Crush«, an der App verdienen ihre Macher täglich 800 000 Dollar. Vielleicht sitzt neben mir in der S-Bahn auch wieder ein Kind, das von Vater oder Mutter mit einer Runde »Minecraft« auf dem iPad ruhiggestellt wird. »Minecraft« brachte allein am ersten Weihnachtstag 2013 im US-App-Store eine Million Dollar ein. Nicht, dass ich mich mit diesen Mitfahrern unterhalten wollte, ich bin kein Kulturpessimist, ich meine nur: Computerspiele sind plötzlich überall. Selbst auf seriösen Nachrichtenseiten sind sie Klickgaranten. Und auf Facebook schickt mir meine Großtante stündlich Einladungen für »FarmVille«, wo sie eine ausgezeichnete Schweinezüchterin sein soll. »Früher war das Computerspielen für wenige eine Pause vom Alltag, heute ist es für viele Teil des Alltags geworden.« So sagt es der Psychologe Florian Rehbein vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen, ein Experte für Computerspiel- und Internetsucht.

»In Zukunft wird es schwer sein, Menschen zu finden, die noch nie ein Videospiel gespielt haben. Es wird bald so normal sein wie Fernsehgucken.«

Die Formel guter Spiele-Apps lautet: leicht zu lernen, schwer zu beherrschen.

Fast die Hälfte der Deutschen über 14 Jahren zockt regelmäßig, das sind 29 Millionen Menschen. Darunter sind auch immer mehr Frauen: 2013 spielten 30 Prozent von ihnen, jetzt sind es fast 40 Prozent. Smartphones und Tablets haben wesentlich zu diesem Wachstum beigetragen. Im ersten Halbjahr 2014 stieg der Umsatz mit Spiele-Apps auf dem deutschen Markt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 132 Prozent auf 114 Millionen Euro. Dreiviertel der Umsätze im App-Store von Apple werden mit Spielen gemacht. 20,6 Millionen Deutsche nutzen Spiele-Apps. Und beileibe nicht nur die kleinen »Supa-Patricks« von heute: 41 Prozent der Nutzer sind über 39 Jahre alt. Die mobilen Geräte haben das Computerspielen in die Mitte der Gesellschaft gebracht. Der Playstation-Chef Jack Tretton sagte kürzlich: »In Zukunft wird es schwer sein, Menschen zu finden, die noch nie ein Videospiel gespielt haben. Es wird bald so normal sein wie Fernsehgucken.«

Auf die Frage, warum ein stupides Spiel wie »Timberman« so unwiderstehlich sein kann, antwortet Florian Rehbein: »Weil es nur auf den ersten Blick stupide ist.« Sicher: Solche Spiele sprechen unseren natürlichen Spieltrieb an, unsere Liebe zu Gesichtern, niedlichen Figuren, Mustern und vorgegebenen Wegen. Aber, sagt Rehbein, die wahre Erfolgsformel laute: leicht zu lernen, schwer zu beherrschen. Mit jedem Level, das der Timberman zunächst mühelos erreicht, mit jeder Süßigkeitenreihe bei »Candy Crush« verschickt der Botenstoff Dopamin im Spielerhirn eine kleine Belohnung, die direkt in jenen neuronalen Schaltkreisen wirkt, in denen alle Süchte entstehen – und der Drang, ein und dieselbe Aktion immer wieder auszuführen. Nur die Dosen müssen höher werden, um die gleiche Befriedigung zu erhalten. Der Spieler glaubt, er habe die Kontrolle, aber natürlich verliert er häufiger, als er gewinnt. »Spiele wie ›Candy Crush‹ haben eine hohe Sogwirkung«, sagt Florian Rehbein. »Wir wissen, dass bei solchen Spielen Belohnungen wenig vorhersehbar und in Teilen zufällig erfolgen, ganz ähnlich wie beim Glücksspielautomaten.«

Die ersten Poker-Apps, die in den USA auf den Markt kamen, sollten einst junge Menschen für Spielcasinos interessieren. Bald aber merkten die Casinobetreiber, dass eine App niemanden nach Las Vegas lockt. Es war viel besser: Die Apps verdienten genug Geld, um die sinkenden Besucherzahlen auszugleichen.

Mal dramatisch gefragt: Sind wir dabei, zu einer Gesellschaft der Spielsüchtigen zu werden?

Florian Rehbein ist keiner, der voreilig Alarm schlägt. Bis er von einer Sucht spricht, müssen fünf von neun Kriterien erfüllt sein. Nur etwa ein Prozent der Gesamtbevölkerung, meistens junge Männer, sei demnach computerspielsüchtig, sagt er, halte sich also so viel in virtuellen Welten auf, dass Privat- und Berufsleben scheitern. Noch wirken solche Meldungen absurd, wie die aus Taiwan, wo ein Mann sich scheiden ließ, weil die Frau über ihren Handy-Games die Kinder und den Haushalt vernachlässigte, oder aus England, wo mehrere Frauen wegen »Candy Crush« über Rückenprobleme klagten. »Aber je mehr Menschen spielen, desto mehr werden es auch exzessiv tun«, sagt Rehbein. »Durch die Handy-Games entstehen neue Vorstufen der Spielsucht. Wer mehrfach am Tag an ein Spiel denkt oder sich vielleicht schämt, es schon wieder zu spielen, und dafür auf die Toilette geht, der ist im wissenschaftlichen Sinne nicht süchtig, aber es passiert etwas mit ihm.«

Auf die Toilette gehen, um das nächste Level zu spielen? Ich denke an den »Timberman«. Ich fühle mich ertappt.

Es ist, sagt Rehbein, als gäbe es an jeder Ecke kostenlos Alkohol: Nicht jeder würde gleich zum Trinker, aber fast jeder würde mehr trinken. »Wir wissen, dass sich manche Hirnareale durch übermäßiges Spielen verändern, wir wissen aber noch nichts über die Langzeitfolgen«, sagt Rehbein. »Wir befinden uns mitten in einem gesamtgesellschaftlichen Experiment mit offenem Ausgang.«

Im Februar nahm der Vietnamese Dong Nguyen sein überaus erfolgreiches, überaus simples und überaus frustrierendes Vogel-Hüpf-Spiel »Flappy Bird« vom Markt, weil er erschrocken war, wie viel Zeit und Nerven die App den Leuten raubte. Rehbein sagt: »Was mir Sorgen macht, ist, dass Handyspiele als ›süchtigmachend‹ beworben werden. Als wäre das ein Spaß.« Auch über »Timberman« heißt es im App-Store: »Macht sofort süchtig!«

Ich verabrede mich zum Skypen mit dem polnischen »Timberman«-Erfinder Pawel Jedrysiak. Er klingt verkatert. Wie viel Geld sein kleines Studio in Warschau mit dem kleinen Holzfäller verdient, will er nicht verraten, aber sie seien reich geworden. Jedrysiaks »Timberman«-Highscore liegt nur 100 Punkte über meinem. »Ob ich ein schlechtes Gewissen habe?«, krächzt er und verstummt für eine Weile. »Nein, Mann, du und ich, wir spielen ›Timberman‹ auf der Rolltreppe, an der Bushaltestelle, wenn uns langweilig ist. Wir vernachlässigen deswegen nichts. Mach dir keine Sorgen, mein Freund!«

Im Schnitt entsperren die Probanden das Telefon 60-mal am Tag. Alle zehn Minuten gucken sie auf ihr Handy.

Alexander Markowetz ist Juniorprofessor für Informatik an der Universität Bonn. Er sagt: »Wir wollen uns mit diesen kleinen Spielen ständig maximal zerstreuen. Aber das zwischenzeitliche Nichtstun ist ja für etwas gut.« In der Verhaltenstherapie unterscheidet man zwischen dem »doing mode« und dem »being mode« unseres Gehirns: Im »being mode« sind wir einfach nur da, »achtsam für unsere Umgebung, aber unbeschäftigt«, wie Markowetz sagt, »das sind Erholungsphasen, die wegbrechen. Sie denken, eine Runde Zocken in der S-Bahn entspannt Sie. Aber Ihr Gehirn wird dabei gestresst.«

Mit einem Team aus Computerwissenschaftlern und Psychologen erforscht Markowetz gerade unsere Smartphone-Nutzung – und ihre Folgen. Der Anfang ist eine App namens »Menthal«, die aufzeichnet, wie oft und wofür das Handy benutzt wird. 150 000 Probanden haben »Menthal« freiwillig installiert. »Wir wurden überrannt«, sagt Markowetz. »Das zeigt, dass die Leute über ihren Umgang mit diesen Geräten verunsichert sind.«

Noch sind erst 60 Prozent der Daten analysiert, die Ergebnisse sind noch nicht veröffentlicht. Aber Markowetz gewährt dem SZ-Magazin Einblicke in die einzigartige Studie: Im Schnitt nutzen die Teilnehmer ihr Smartphone drei Stunden pro Tag, der bisherige Topwert beträgt neun Stunden. 34 Minuten gehen durchschnittlich für WhatsApp drauf, 25 Minuten für Facebook, Twitter oder Instagram – und 25 Minuten für Spiele. »Wir sollten endlich aufhören, von Mobiltelefonen zu sprechen«, sagt Markowetz, »denn telefoniert wird im Schnitt unter zehn Minuten am Tag. Das sind tragbare Onlinecomputer, die wir leider viel zu oft wie einen Glücksspielautoamten nutzen. Die meisten Apps dienen einer Befriedigung – durch Likes auf Facebook oder durch ›Candy Crush‹-Highscores.«

Was Markowetz aber vor allem nachdenklich gemacht hat: Im Schnitt entsperren die Probanden das Telefon 60-mal am Tag. Zwölf Prozent sogar 96-mal, das bedeutet: Alle zehn Minuten gucken sie auf ihr Handy. »Das müssen wir erforschen«, sagt Alexander Markowetz: »Wozu führt eine solch reduzierte Aufmerksamkeit? Wie soll man sich dabei noch konzentrieren? Wie wollen Sie Ihren Text fertig schreiben, wenn Sie alle zehn Minuten auf einen Baum einhacken? Ich weiß nicht, ob es so etwas Extremes wie Handysucht gibt. Mich interessiert viel mehr die breite Masse, die diese Geräte bereits in einem zunehmend ungesunden Maß nutzt.«

Alexander Markowetz spricht auch von einem »Kampf um die Aufmerksamkeit«: »Kinder konkurrieren mittlerweile mit Handyspielen um die Aufmerksamkeit ihrer Eltern. Die Zukunft der Smartphones muss Reduktion heißen. Wir brauchen gesellschaftliche Regeln für unsere Kommunikation, die verhindern, dass wir uns permanent unterbrechen. Und die Geräte müssen uns dabei unterstützen, sie auch mal liegen zu lassen.« Ein allererster Schritt, sagt Markowetz, wäre eine App, die alle fünf Minuten daran erinnert, dass schon wieder fünf Minuten vergangen sind. Eine Art Stoppuhr, die das Spielcasinoprinzip von Las Vegas umkehren würde. Dort gibt es keine Uhren: damit man sich im Spiel verliert.

»Wir arbeiten gerade auch an einer App, die einem Aufgaben stellt«, sagt Markowetz. Heute kein Facebook. Zwei Stunden das Handy ausschalten. Man könnte sich mit anderen Nutzern messen. Es wäre ein Wettbewerb, der Leuten wie mir helfen würde, Texte rechtzeitig zu schreiben, es wäre, ja: ein Spiel.

Jetzt wäre eigentlich auch ein guter Moment, ausnahmsweise mal gar nichts zu tun.

von Partick Bauer

Quell: https://sz-magazin.sueddeutsche.de/internet/die-zeit-raffer-80731

Recht auf Unerreibarkeit

BMW-Mitarbeiter erhalten Ausgleich für Smartphonearbeit

VW hat sie schon und auch die Telekom: Regeln gegen ständige Erreichbarkeit von Mitarbeitern per Smartphone in der Freizeit. Jetzt gibt sich auch BMW einen solchen Kodex. Und führt „Mobilarbeitszeit“ ein, die man später ausgleichen kann.

Der Automobilhersteller BMW fügt sich in die Reihe der deutschen Unternehmen ein, die sich selbst Regeln auferlegen, um Arbeit vom Smartphone oder Tablet aus in der Freizeit zu begrenzen. Dafür können Mitarbeiter an den deutschen Standorten künftig so genannte „Mobilarbeit“ in ihre Arbeitszeitkonten eintragen. Diese Zeiten können sie sammeln und dafür an anderen Tagen weniger arbeiten oder ganze freie Tage nehmen.

Das berichtet die Zeitschrift „Spiegel“ unter Berufung auf Aussagen von Betriebsratschef Manfred Schoch. Dieser habe die neue Regelung in einer Betriebsvereinbarung mit dem Konzern ausgehandelt. BMW wolle auf diese Weise die Gefahr verringern, dass Mitarbeiter aufgrund ständiger Erreichbarkeit in der Freizeit gar nicht mehr abschalten können und frühzeitig einen Burnout erleiden. Um dem vorzubeugen soll es nicht nur den Freizeitausgleich über die Arbeitszeitkonten geben, sondern auch feste, mit den Vorgesetzten vereinbarte Zeiten, in denen Mitarbeiter nicht erreichbar sind.

IG-Metall hätte am liebsten ein Gesetz

Der Vorstoß des Automobilherstellers ist dabei nicht neu. Schon seit langer Zeit existieren etwa Regelungen gegen eine ständige Erreichbarkeit von Mitarbeitern im VW-Konzern und bei der Telekom. Auch schon vor mehreren Monaten hatte der neue IG-Metall-Chef Detlef Wetzel gar eine gesetzliche Regelung gegen Handy-Stress von Arbeitnehmern in der Freizeit gefordert. Die Koalition solle unterbinden, dass Mitarbeiter überhaupt noch nach Feierabend E-Mails von ihren Chefs aufs ihre Smartphones bekommen.

Die frühere Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen hatte schon Mitte 2012 einen ersten Vorstoß für klarere Regeln zum Umgang mit dienstlichen Handynachrichten gestartet. Sie hatte sich aber an Appelle an Arbeitgeber beschränkt; eine entsprechende Verschärfung des Arbeitsschutzgesetzes wollte die Ministerin nicht einführen. Etwa ein Jahr später führte sie dann immerhin einen Kodex zum Umgang mit Smartphones in ihrem eigenen Ministerium ein.

Quelle: https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/buero-co/recht-auf-unerreichbarkeit-bmw-mitarbeiter-erhalten-ausgleich-fuer-smartphonearbeit-12804874.html

Die neue Dialektik

Warum sich die Deutschen heute nicht mehr für ihre Mundarten schämen

Die allermeisten Menschen, die heute erwachsen sind und statt Hochdeutsch zuerst einmal einen Dialekt gelernt haben, dürften eine solche oder ähnliche Geschichte erlebt haben: Sie hatten sich verliebt, fragil noch war die Partnerschaft, und dann klingelte irgendwann das Telefon, und die Mutter war dran. Oder der Vater. Oder ein alter Freund von früher. Und zum allerersten Mal hörte einen der neue Partner Dialekt sprechen. Die Angerufenen fürchteten nach solchen Telefonaten, sofort wieder verlassen zu werden.

Bis vor wenigen Jahren galt, wer Dialekt spricht, als ungebildet, als ein bisschen minderbemittelt. Wer etwas auf sich hielt, legte seinen Dialekt ab, lernte Hochdeutsch und vermied, den Dialekt auch nur anklingen zu lassen. Bis heute sagt man, dass jemand in seinen Dialekt “verfällt", ähnlich einem Therapiepatienten, der einen Rückfall erleidet.

Seit einigen Jahren löst sich dieses Stigma langsam auf. In Niedersachsen bringen Schulen Kindern Platt bei. In Hamburg dürfen fortan Stadtteilschilder in dieser Sprache aufgestellt werden. In Bayern bilden Theaterleute junge Schauspieler im Bairischen aus. In ganz Deutschland sind seit Januar Radio -Tatorte zu hören, in denen die Kommissare einen noch stärkeren Dialekt sprechen als die Kommissare im Fernsehen, und Asterix- Bände sind mittlerweile in 22 deutschen Dialekten erschienen, Däm Asterix singe Jung heißt Der Sohn des Asterix auf Kölsch. Dabei passt es besonders gut, dass die Geschichten des Galliers Asterix als Vorlage dienen. Mit ein bisschen Fantasie ist die Übermacht der Römer mit der der Hochsprache gleichzusetzen. Wer die Hefte liest, denkt sich: “Ganz Deutschland ist vom Hochdeutsch beherrscht… Ganz Deutschland? Nein!"

Jahrelang überlebte der Dialekt in Deutschland fast ausschließlich in zwei Formen: im Komödiantischen und in der Politik. Kabarettisten benutzten den Dialekt, um komischer zu wirken. Ein Satz auf Sächsisch, und das Publikum lachte. Und Politiker sprachen Dialekt, weil sie glaubten, damit den Menschen in ihrem Wahlkreis imponieren zu können. Jetzt vermehrt sich der Dialekt auch anderswo: im ernsthaften Theater, im Film, in der Musik, in der Werbung. Es gibt eine Renaissance der Dialekte.

Im Fernsehen werben gerade die Firmen Škoda, SAP, KarstadtQuelle und die Postbank mit Dialekt sprechenden Menschen. Der Spot von Škoda ist recht simpel: Ein Schwabe behauptet, das Auto sei so gut wie seine Frau. Dann melden sich ein Bayer, ein Rheinländer, ein Hamburger, ein Sachse ähnlich lobend zu Wort. In den neunziger Jahren hätte der Spot wahrscheinlich so ausgesehen, dass Menschen verschiedener Nationen das Auto fahren, rund um den Erdball, und sie hätten das Auto auf Englisch gelobt.

Der Mann, der sich den Spot ausgedacht hat, ist ein Schwabe, der in Hamburg wohnt. Stefan Zschaler von der Agentur Leagas Delaney sagt, sie hätten einen Spot drehen wollen, der “nahbar und nicht arrogant" wirke, so seien sie auf die Dialekte gekommen.

Alfred Lameli schaut sich den Spot auf seinem Notebook an, im Dachzimmer des Forschungsinstituts für deutsche Sprache in Marburg, dort, wo vor rund 120 Jahren Georg Wenker als erster Wissenschaftler die Dialekte erforscht hat. Alfred Lameli ist ein eher ruhiger Mensch. Als er den Spot sieht, legt sich ein vorsichtiges Schmunzeln um seinen Mund.

Es gibt keine wissenschaftlichen Zahlen darüber, wie angesehen Dialekte zu welchen Zeiten waren und es heute sind. Alfred Lameli sagt, dass zwar von Jahr zu Jahr weniger Menschen einen echten Dialekt sprechen, weil die Alten, die ihn noch beherrschen, sterben und weil es für die Jungen immer weniger Gelegenheiten gibt, ihn zu sprechen: Aus den Schulen, den Büros, den Ämtern wurde der Dialekt vertrieben. Allerdings scheint es so, als steige im gleichen Maße, wie die ursprünglichen Dialektsprecher verschwinden, die Liebe der Nachkommen zu diesen Dialekten.

Vor ein paar Jahren ist es Lameli zum ersten Mal aufgefallen: Die Nachrichtensprecher im Privatradio sprechen kein Hochdeutsch, sondern eine Mischform aus Dialekt und Hochdeutsch, Regiolekt nennt er das. Die Menschen sollen Vertrautes zu hören bekommen, das Radio will ihre Gefühle erreichen, nicht nur ihren Verstand. Dann fiel Lameli auf, dass auch die Moderatoren der Fernsehnachrichten kein perfektes Hochdeutsch mehr sprechen, nicht die der privaten Sender und auch nicht die des ZDF. Dem Hamburger Klaus-Peter Siegloch hörte er die Herkunft genauso an wie Petra Gerster, dass sie aus Worms kommt, wie er. Im Grunde genommen, sagt Lameli, gebe es das Hochdeutsch in seiner Reinform nur noch in der Tagesschau und in den Tagesthemen.

Mitte der zwanziger Jahre haben viele Deutsche zum allerersten Mal Hochdeutsch gehört – weil es das Radio gab. Das Radio hat nicht nur Nachrichten verbreitet, sondern auch das Hochdeutsche im Land. Heute hören die meisten Menschen im Radio und im Fernsehen keine reine Hochsprache mehr. Es ist anzunehmen, dass sie diese Sprache so langsam wieder verlernen. Wäre Deutschland ein Mensch, würde er gerade einen weiteren Stimmbruch erleben.

Lameli hat jüngst zwei seiner Studenten einen Versuch machen lassen. Sie spielten zwei Gruppen von Testpersonen verschiedene um die Stadt Kassel herum gesprochene Dialekte vor: Ostfälisch, Westfälisch, Zentralhessisch, Nordhessisch, Osthessisch, Rheinfränkisch. In der ersten Gruppe waren Menschen zwischen 60 und 70 Jahren, Mitglieder eines Wandervereins. Die zweite Gruppe bestand aus Schülern der neunten Klasse. Sie alle sollten die Himmelsrichtung angeben, von der sie glaubten, dass der jeweilige Dialekt, von Kassel aus betrachtet, gesprochen wird. Was Lameli und seine Studenten verblüfft hat: Die Jüngeren schnitten dabei besser ab als die Alten, obwohl doch früher mehr Dialekt gesprochen wurde. Die Jüngeren haben offenbar ein besseres Gehör, ein größeres Interesse für die Unterschiede.

Es kann sein, sagt Lameli, dass das “von den modernen Medien" kommt. Wenn Wissenschaftler sonst vermuten, dass etwas “von den modernen Medien" kommt, dann ist es für gewöhnlich so etwas wie Verdummung, Verrohung, wenn nicht der Untergang überhaupt. Die Dialekte scheinen zu profitieren: Es gibt Chats im Internet im Dialekt, Dialekt-Wörterbücher, und wer will, kann einen Plattkurs in 19 Lektionen herunterladen. Vor allem schreiben wir uns privat so viel wie nie, per E-Mail und per SMS, während vor nicht allzu langer Zeit noch eine Postkarte pro Jahr und Freund genügte. In ihren Mails und SMS schreiben viele Dialekt, um den Unterschied zu den beruflichen Nachrichten zu betonen. “Moin" zu schreiben ist kürzer als “Guten Morgen", und auch ein bisschen liebevoller.

Wenn der Dialekt gerade jetzt zurückkommt, dann hat das sicher mit der Globalisierung zu tun. Die Welt, in der wir leben, ist unüberschaubar groß geworden und arm an Unterschieden: Wir essen überall die gleichen Gerichte, trinken die gleichen Säfte. Viele sehnen sich nach einer kleineren Welt, in der sie sich zurechtfinden, die so etwas wie Heimat gibt. Wir identifizieren uns weniger mit dem Staat als mit den kleineren Einheiten, den Regionen, die wir noch wirklich kennen.

Aus demselben Grund fangen Akademiker, die in den aufgehübschten Altbauvierteln in Berlin, Hamburg oder München wohnen, an, das Bier ihrer Heimat zu trinken und das Brot ihrer Heimat zu essen. In diesen Vierteln trifft sich das akademische Publikum aus dem ganzen Land, nie zuvor gab es eine solche Konzentration an gebildeten, des Hochdeutschen mächtigen Menschen, und sie alle sind einander sehr ähnlich. Der Mensch will sich aber unterscheiden, er will durch seine Sprache Wirkung erzielen, wie es Alfred Lameli sagt, der Dialektforscher, der keinen Dialekt beherrscht. Auch er gibt seine Herkunft preis, mit einer Kaffeetasse aus Worms, die neben seinem Notebook steht.

All die Akademiker können übrigens auch ziemlich gut Englisch, die Sprache der Welt. Aber Englisch ist eben die Sprache des Geschäfts, des Business. Es taugt im Beruf, aber abends, wenn der globale Angestellte nach Hause kommt, den Kopf voller Brainstormings, Meetings und Screenings, sehnt er sich nach etwas Gefühl.

Meine alten Freunde aus dem Saarland haben fast alle von ihren Eltern Hochdeutsch gelernt. Der Freundeskreis lebt inzwischen weit versprengt. Wenn er sich heute trifft, ist die Konversationssprache: ein ziemlich deutliches Saarländisch. Es ist, als wollten wir etwas Heimat nachholen. Einer meiner Freunde erzählte neulich, dass er öfter auch ein wenig Dialekt redet, wenn er abends in Berlin unterwegs ist. Dass er allerdings immer sofort aufhört, wenn Menschen das lustig finden. Und wenn er gebeten wird, Dialekt zu reden, nur mal so, dann verweigert er das immer. Die Sache ist ihm zu heilig.

Auf dem Flughafen Köln-Bonn ist ein besonders schönes Beispiel zeitgenössischer Dialektpflege zu bestaunen. Der Flughafen ist recht neu, der Boden und die Wände glänzen, man könnte auch gerade in Lyon oder Münster-Osnabrück gelandet sein. Damit der Angekommene weiß, wo er ist, haben sie mit großen Buchstaben kölsche Weisheiten auf die gläsernen Wände des Terminals geschrieben: “Et kütt, wie et kütt", “Et hätt noch immer joot jejange". Es ist, als wollte da jemand den hektischen Vielfliegern eine Lektion in bodenständiger Gelassenheit erteilen.

Niemand kann genau sagen, wann es anfing, dass die Dialekte wieder gemocht wurden. Vielleicht, als die Baden-Württemberger in einem Slogan vor acht Jahren von sich behaupteten, alles zu können außer Hochdeutsch. Dabei war der Spruch gar nicht schwäbisch oder badisch, sondern hochdeutsch. Es fehlte noch an Selbstbewusstsein. Und bei den Sachsen war der Dialektkomplex damals noch größer: Die hatten den Slogan von der Werbeagentur nämlich zuerst angeboten bekommen – und abgelehnt.

Möglicherweise hat sich inzwischen sogar der Ruf des Sächsischen verändert. Stefan Zschaler, der sich den Spot für Škoda ausgedacht hat, wunderte sich, als er ihn im Rohschnitt sah, wie wenig komisch das Sächsische wirkte. Und Angela Merkel hat gerade zum EM-Start Michael Ballack für seinen sächsischen Akzent gelobt. An dem haben seine mannigfachen Auswärtsaufenthalte nichts geändert: Für ihn bleibt der Trainer “der Tröner".

Auch die Bayern, die sich darüber freuen dürfen, den beliebtesten Dialekt des Landes zu sprechen – jedenfalls ergeben das die Umfragen jedes Jahr –, strengen sich an, dass er weiterlebt. Von Mitte Juli bis Mitte August lernen 14 Schauspieler, des Bairischen mächtig, aber zumeist in der sprachlichen Diaspora lebend, in der “Sommerakademie für bairisches Volksschauspiel", diese Sprache auch auf der Bühne einzusetzen. In der Broschüre wird Johann Wolfgang von Goethe zitiert: “Jede Provinz liebt ihren Dialekt, denn er ist doch das eigentliche Element, in welchem die Seele Atem schöpft." Um die 14 Plätze haben sich mehr als 80 Kandidaten beworben. Die Projektleiterin der Akademie, Dorothe Fleege, stammt aus Westfalen. Die Freunde des Dialektes sind nicht zwangsläufig solche, die seit zig Generationen nicht vom Fleck kamen.

Einer der Ehemaligen der Sommerakademie ist der Regisseur Marcus Rosenmüller. Auf dem Filmfest in München läuft gerade sein neuer Film, Räuber Kneißl. Im Film wird, so nennt es die Produzentin, “Volldialekt" gesprochen. Sicher werden viele Zuschauer nicht jedes Wort verstehen, Untertitel soll es dennoch nicht geben. Die Produzentin Susanne Hildebrand erklärt das so: “Der Dialekt ist das Blut dieses Films." Vielleicht hat ihr ja ein Blick nach Frankreich Mut gemacht. Dort hat gerade ein Film im nordfranzösischen Dialekt, Bienvenue chez les Ch’tis, so viel Geld eingespielt wie kein anderer französischer Film zuvor.

Ina Müller ist 42, und sie trägt ihr Haar grau. Es ist ein selbstbewusstes Grau, eines, das sagen will: Auch Frauen, die älter werden, können noch sehr schön aussehen. Manchmal, wenn sie nachdenkt, spielt sie mit den Fingern in den Locken. Sie spricht schnell, laut, und sie lacht gerne. Alles an ihr sagt: Ich bin selbstbewusst. Vielleicht ist es kein Zufall, dass sie zur Vorkämpferin für das Plattdeutsch wurde. Eine, der auch sonst wenig peinlich ist.

Ina Müller singt und liest auf Platt, seit ein paar Jahren, und ist damit sehr erfolgreich, Schöönheit vergeiht, Hektar besteiht heißt eines ihrer Programme. Als sie einmal im Rheinland englische Welthits auf Platt sang, sagte ihr eine Zuhörerin nach dem Konzert: “Es ist so schön, dass ihr da oben so einen seltsamen Dialekt habt." Ina Müller ist Vermittlerin zwischen dem dialektalen Süden und dem zumeist hochdeutschen Norden. Dabei will sie das nicht unbedingt sein. “Ich bin nicht missionarisch. Es ist reine Liebe."

Sie wuchs auf einem Bauernhof auf, und sie lernte Platt als Kind – und hat sich für beides geschämt. “Du Bauer" war in ihrer Kindheit und Jugend ein Schimpfwort. Wer Platt sprach, sagt sie, roch nach Kuhmist, und bei ihr stimmte es.

Ihre Assistentin, die sie ins Café begleitet, schweigt die meiste Zeit während des Gesprächs, wer kann schon mithalten mit so einer Stimme. Gegen Ende schaltet sie sich doch ein, zaghaft erst, erzählt von ihrem Berlinerisch. Sie reden weiter, als man geht. Es scheint, als lernten sich da gerade zwei Menschen besser kennen.

Die Grundschule von Simonswolde in Ostfriesland, dritte Stunde, Religionsunterricht bei Frau Saathoff. Durch die Fenster sieht man Weiden, Kühe, Windräder. Viele Kinder stammen noch vom Bauernhof, aber die meisten sprechen zu Hause kein Platt, die Großeltern haben es ihren Eltern nicht mehr beigebracht. Jetzt schicken die Eltern die Kleinen in eine zweisprachige Grundschule: die einzige in Friesland, in der von der ersten Klasse an in Dialekt und Hochdeutsch unterrichtet wird. Die Lehrerin hat aus einer plattdeutschen Übersetzung der Bibel vorgelesen, jetzt wird über “Josef in’t Pütt" geredet, Josef im Brunnen: Die Lehrerin fragt auf Platt, die Kinder antworten meistens auf Hochdeutsch, und wenn sie doch Platt reden, stocken sie, und die anderen kichern. Platt ist für sie eine Fremdsprache, die nicht aus einem anderen Land kommt, sondern aus einer anderen Zeit.

Greete Saathoff ist 57 Jahre alt und sieht genauso aus, wie Kinder eine Grundschullehrerin malen würden: Topffrisur, Brille, fast auf Augenhöhe mit den Zweitklässlern. Die Idee mit dem zweisprachigen Unterricht an ihrer Schule stammt von ihr. Vor sieben Jahren hat ihr damaliger Chef ihr einen Zettel ins Postfach gelegt: Möglicherweise gebe es Fördergelder für einen Unterricht auf Platt. Sie wusste gleich: Ich will da mitmachen. Sie spricht Platt, seit sie ein Kind ist. “Das war ein schlafender Schatz."

Es stellte sich heraus: Es gibt doch keine Gelder. Saathoff unterrichtet deshalb freiwillig ohne zusätzliches Geld. Weil sie die einzige Lehrerin ist, die so gut Platt spricht, gibt es an der Schule nur alle vier Jahre einen Jahrgang, der zweisprachig unterrichtet wird. Als sie mit ihrem Platt-Unterricht anfing, sagten einige Eltern: Sollten die nicht besser Englisch lernen? Heute sind manche traurig, wenn ihr Kind nicht in einen Saathoff-Jahrgang rutscht.

In der großen Pause trifft Greete Saathoff an der Kaffeemaschine einen jungen Kollegen. Sie tippt mit dem Finger auf seinen Oberarm und sagt: “Der macht das bald auch mal. Der kann nämlich auch Platt!" Der junge Kollege rollt ein bisschen mit den Augen, als hätte er das nicht zum ersten Mal gehört. Greete Saathoff weiß, dass alles an ihr hängt, sie muss einen Neuen finden, wenn sie mal in Ruhestand geht. Als der Kollege weg ist, sagt sie: “Ich will halt nicht, dass wir im großen Pott untergehen."

Die Angst vor dem Verschwinden. Das Asterix-Gefühl. Es ist wohl die stärkste Kraft, die den Dialekt am Leben erhält. Im Saarland würde ich sagen: Graad selääz schwätze mir so. Übersetzt heißt “graad selääz" so viel wie: gerade drum.

Es klingt nur nicht so schön.

Von Matthias Stolz

Quelle: https://www.zeit.de/2008/26/Dialekte-26/komplettansicht

Was kann ich noch essen?

von Nadine Oberhuber

Dioxin, Salmonellen, Pestizide: Wer sich mit weniger Schadstoffen ernähren will, greift zu Bioprodukten von heimischen Höfen. Doch auch diese Nahrung ist nicht immer unbedenklich.

Das herzhafte Zubeißen kann einem vergehen: Fleisch wärmt die Erinnerung an Rinderwahn und Schweinepest auf, im Salat ist Nitrat, Pommes machen nicht nur dick, sondern wegen Acrylamid auch Krebs – und jetzt steckt Dioxin im Ei. Da fragt man sich, ob man überhaupt noch irgendetwas unbedenklich essen kann. Zwei von drei Europäern sind überzeugt, sagt eine Umfrage der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit, dass unsere Lebensmittel weniger gesund sind als vor zehn Jahren.

Sehen konnte man ja noch nie, wie viele Pestizide in einer Paprika stecken. Als sich Esser und Produzenten noch kannten, schien man es immerhin zu ahnen. Heute müssen wir Herstellern und Kontrolleuren blind vertrauen. „Generell hat sich die Nahrungsmittelqualität und Produktsicherheit stark verbessert. Es hat sich ein engmaschiges, flächendeckendes Überwachungssystem ausgeprägt“, sagt Vera Hierholzer von der Universität Frankfurt, die Skandale der Lebensmittelwirtschaft historisch verglichen hat. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bestätigt das: „Wir bewegen uns in Europa auf einem erheblich besseren Niveau als noch vor 20 Jahren“, sagt Alfonso Lampen, Leiter der Abteilung Lebensmittelsicherheit, „auch, weil man viele Dinge besser nachweisen kann.“ Im aktuellen Dioxinfall sprengen die Schadstoffe in den Eiern zwar die Höchstwerte, aber: Vor 20 Jahren hätten Viel-Ei-Esser noch die dreifache Dioxinmenge im Körper gehabt.

Nun sind zwar die Höchstgrenzen für Schadstoffe schärfer geworden, aber auf ihre Einhaltung wird nicht gut genug geachtet – das sagen sogar diejenigen, die dafür zuständig sind: der Bundesverband der Lebensmittelkontrolleure. Er klagt, es fehlten 1500 Prüfer. Wenn andere also überfordert sind, können sich Verbraucher selbst helfen?

Gibt es gute Industrie-Lebensmittel?

Eines sollte der Verbraucher nicht hoffen, sagt Martin Rücker von der Vereinigung Foodwatch: „Es ist utopisch zu glauben, der Kunde könne im Supermarkt erkennen, welche Produkte belastet sind und welche nicht.“ Auch der Preis ist kein Indikator. Teures Essen muss nicht besser sein, belegen Studien immer wieder. Und besseres Essen muss nicht viel teurer sein, zeigt das Dioxin im Schweinefutter: Für Bauern macht das Futter zwar zwei Drittel des Fleischpreises aus. Aber durch ordentliches Futter verteuerte sich das Kilo Schnitzel für den Kunden lediglich von 8,50 auf 8,70 Euro. Das könnten die meisten wohl verkraften – wenn Handel und Fleischverarbeiter mitspielten. Zumindest in der Vergangenheit brachten Markenprodukte ein wenig mehr Sicherheit, sagt Historikerin Hierholzer: „Weil Markenhersteller einen Namen zu verlieren haben und den weniger leichtfertig aufs Spiel setzten.“

Was, wenn ich direkt vom Hof kaufe?

Eine Sicherheit haben die Kunden, wenn sie direkt beim Bauern kaufen: Sie wissen, wo ihr Obst, Gemüse und Fleisch herkommen. Nicht aber, wie der Bauer gewirtschaftet, ob er gedüngt oder gespritzt hat. Einige Landwirte erzählen dazu aber gern mehr, wenn die Kunden danach fragen. Der Rest ist eine Frage des Vertrauens. Direktvermarkter verkaufen sowohl konventionelle als auch Bioprodukte. Für deren Inhaltsstoffe und die Hygiene bei Anbau und Aufzucht gelten dieselben Vorschriften, die auch für Großbauern und alle anderen Lebensmittelhersteller und Verkäufer gelten. Aber nicht alle Direktvermarkter werden auch registriert und kontrolliert. Vor allem nicht die ganz kleinen. Es gibt wenige Untersuchungen darüber, wie sicher die Nahrungsmittel von Direktvermarktern sind. Auch, weil nur rund 6 bis 8 Prozent der bäuerlichen Betriebe ihre Waren selbst verkaufen. Probleme haben sie gelegentlich damit, sagen Studien, eine gleichbleibende Produktqualität einzuhalten, weil die Herstellung eben doch nicht so professionell abläuft. Auch Hygienestandards sind nicht immer erfüllt.

Ist Bioware besser?

Im jüngsten Lebensmittelskandal waren wohl keine Bioprodukte betroffen. Aber das war schon anders: 2010 steckte das Dioxin auch im Bioei. Die Futtermaiskörner kamen aus der Ukraine und waren falsch getrocknet worden. Europäische Biosiegel besagen aber immerhin, dass Gemüse und Obst ohne Gentechnik, chemische Dünger und Pestizide angebaut wird. Tiere werden mit mehr Zeit und Platz aufgezogen und ihr Futter muss biologisch erzeugt sein. Aber nur zum Teil auf dem eigenen Hof, der Rest kann zugekauft sein. Eine Gefahr bei Bioprodukten sind auch Schimmelpilze – dagegen werden konventionelle Produkte gespritzt. Bei Kontrollen überschritten vier Prozent der Bioproben die Schadstoff-Höchstgrenzen (konventionelles Gemüse aber zu 26 Prozent). Meist sind Bioprodukte jedoch viel weniger belastet.

Soll ich Vegetarier werden?

Vegetarier haben einen Vorteil: Weil sie kein Fleisch essen, sammeln sie weniger Dioxin im Körper an. Allerdings kann Dioxin auch eingeatmet werden oder über den Boden ins Gemüse geraten. Generell leben Vegetarier nicht schadstoffärmer, sie sammeln nur andere Schadstoffe: Weil sie mehr Gemüse und Getreide essen, nehmen sie mehr Cadmium und Blei auf. Und auch in Tofuwürstchen stecken Pestizide und Weichmacher.

Oder gleich Selbstversorger?

Gemüse der Marke Eigenbau ist auch keine Lösung. Abgesehen davon, dass die Zucht ziemlich mühsam ist, sind viele Böden in Wohngebieten stärker mit Schadstoffen belastet als Ackerflächen. Das liegt am vielen Schutt, auf dem nach dem Krieg viele Siedlungen gebaut wurden. Außerdem ist etwa für das Nitrat im Gemüse entscheidend, bei welchem Wetter und zu welcher Uhrzeit geerntet wird. Damit kennt sich kaum einer aus. Und ob sie sich zutrauen können, eine eigene Henne bakterienfrei und damit gesundheitlich unbedenklich zu halten, dazu sollten entschlossene Selbstversorger lieber zuerst einen Veterinär befragen.

Fazit

Ein bisschen Risiko gehört zum Leben. Aber die sicherste Ernährung ist immer noch die mit saisonalen, heimischen Lebensmitteln, möglichst aus der Bioecke. Jedenfalls ist Bio so lange besser als Industrieware, bis auch diese Produktion industrialisiert wird.

Quelle: https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/lebensmittel-was-kann-ich-noch-essen-1580979.html

Lehrbuch, Lektion 6, Seite 94, Frage 1a

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Mensa- Mind-Hochschul-Netzwerk

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Über das Mind-Hochschul-Netzwerk

Wir sind gespannt auf anregende Standpunkte, neue Sichtweisen und immer wieder Wissenschaft! Uns bewegt das Interesse an kreativen Ideen und der Erweiterung des eigenen Horizonts.

Im Mind-Hochschul-Netzwerk treffen sich hochintelligente und wissenschaftlich interessierte Menschen mit Freude an lebenslangem Lehren und Lernen. MHN versteht sich als Mitmach-Netzwerk, das von allen Mitgliedern durch ehrenamtliches Engagement getragen wird. Gegründet 2001 als Projekt des Vereins Mensa in Deutschland e. V., Deutschlands größtem Verein für hochbegabte Menschen, hat sich das MHN zu einer Organisation mit eigenen Strukturen und großer Reichweite entwickelt. Bei uns treffen verschiedenste akademische Disziplinen aufeinander, um von- und miteinander zu lernen. Uns verbinden vor allem persönliches Engagement und das Bedürfnis, uns kontinuierlich weiterzuentwickeln. Ein IQ-Test ist für die Mitgliedschaft beim MHN nicht notwendig.

Was wir machen

Wir organisieren regelmäßig deutschlandweite Veranstaltungen und vernetzen uns in Regionalgruppen.

Unsere wichtigste überregionale Großveranstaltung ist die jährliche Mind-Akademie. Vier volle Tage im Frühherbst sind dem interdisziplinären Austausch in Vorträgen, Workshops und persönlichen Gesprächen gewidmet.

Über das ganze Jahr verteilt finden außerdem Seminare und Outdoorveranstaltungen statt. Unsere Mitglieder lassen hier andere an ihrer Expertise teilhaben und können dadurch auch ihre eigenen Präsentations- und Moderationskompetenzen ausbauen.

Ergänzend zu persönlichen Treffen bieten unsere Mailinglisten, unser Mitgliederverzeichnis und unser Wiki Instrumente, sich aktiv an der Wissensvermehrung zu beteiligen und mit anderen zu vernetzen. Hier ist Platz für virtuellen Austausch über verschiedene Themengebiete und Finden von Gleichgesinnten, um neue Aktivitäten zu planen.

Das „M“ in MHN steht für ein Mitmachen – denn wir leben von dem ehrenamtlichen Engagement unserer Mitglieder!

Organisation

Wie in der Mitgliederversammlung am 05. Oktober 2018 beschlossen, wird das MHN als eigener Verein eingetragen. Wir arbeiten aktuell an der Vereinseintragung und der Aktualisierung der Homepage. Bis dahin bitten wir noch um etwas Geduld.

Die schöne Welt der Künste

A. Graffiti in Berlin (East side Gallery)

 Quelle: http://www.eastsidegallery-berlin.com/

1961

Errichtung der Mauer und Teilung der Stadt Berlin in Ost und West-Berlin.

1989

09.November – Fall der Mauer.

Beginn des Zusammenbruchs des DDR Regimes.

1990

Februar – Beginn der Bemalung der Mauerabschnitte in der Mühlenstraße in Berlin Friedrichshain. Schaffung der East Side Gallery. 118 Künstler aus 21 Ländern malten hier 106 Bilder an die Mauer, die zur East Side Gallery wurde.

1991

November – Die Gesamte Mauer mit den Bildern wird als East Side Gallery unter Denkmalschutz gestellt.

1996

Gründung des Vereins Künstlerinitiative East Side Gallery e.V. Die Künstler der East Side Gallery kämpfen hier gemeinsam für die Erhaltung und Bewahrung der Mauer und ihrer Bilder für die Nachwelt.

2000

Unter der Regie von Kani Alavi wurden durch die Farben- und Lackiererinnung Berlin 500.000 DM gespendet. Davon wurden 330 Meter Mauer restauriert und 33 Bilder wiederhergestellt.

2006

Der Stadtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg ließ eine Lücke von 44 Metern durch die Mauer reissen, um Platz für den Schiffsanleger (heute Reederei Riedel) zu schaffen. – Sichtachse vom Balkon der O2 World über die Spree.

2008

Freigabe finanzieller Mittel vom Senat und Berliner Lottostiftung in Höhe von ca. 2 Mio € für eine umfassende Sanierung der East Side Gallery.

2009

Komplette Sanierung der East Side Gallery – 87 Künstler malten ihre Bilder erneut an die sanierte Mauer. 100 Bilder wurden wieder hergestellt. Am 06.11.2009 wurde die sanierte East Side Gallery mit dem Regierenden Bürgermeister Wowereit eingeweiht.

2012

Der Stadtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg genehmigt ein Bauvorhaben von einem ca. 60 Meter hohen Luxus Appartementhaus direkt im ehemaligen Grenzbereich zwischen ESG und Spree. Dazu wurden unter Protest mehrere Segmente aus der Mauer herausgenommen.

Kulturausschuss-Sitzung des Berliner Senats – Vorstellung unseres 7-Punkte Planes zur Erhaltung und Zukunft der East Side Gallery.

2013

Verstärkte Aktionen der Künstlerinitiative ESG e.V. im Kampf gegen Schmierereien und gegen weitere Zerstörung der Mauer und der Bilder. Gemeinsame Aktionen mit dem Bündnis ESG retten. März 2013-David Hasselhoff, September 2013 Roger Waters kämpfen für den Erhalt der East Side Gallery.

2014

die Webseite der East Side Gallery wird durch einen Blog ergänzt, der Stellungnahmen und Statements zu aktuellen Ereignissen beinhaltet.

2015

Bewilligung von finanziellen Mitteln von 230.000 € für die Reinigung und Ausbesserung von Schäden. Anfang Oktober sollte der Bezirk beginnen, eine Reinigung aller Bilder der East Side Gallery durchzuführen.

2018

Mit dem 1. November geht die Liegenschaft (Grundstück) der East Side Gallery an die Stiftung Berliner Mauer über, die verantwortlich für die Mauer (Substanz) und das Grundstück zeichnet. Jährlich werden finanzielle Mittel bereitgestellt, um eine kontinuierliche Reinigung und Erhaltung der Bilder zu gewährleisten.

C. Design von lala Berlin:

Quelle: https://www.lalaberlin.com/

Lala Berlin prägt nicht nur seit 2004 die Berliner Modeszene, sondern findet auch internationale Anerkennung und Anhänger.

Die Designerin, Leyla Piedayesh, hat eine Marke kreiert, die für ein Gefühl von kompromissloser Ästhetik, mit starker Identität und hohem Qualitätsstandard, steht.

Leyla Piedayesh´s Lebensgeschichte, wird in jeder Kollektion neu interpretiert. Das lala Berlin Universum ist gerpägt von ihren iranischen Wurzeln, die Heimat in Deutschland, als auch die Liebe zur Welt.

Mit Leyla´s Liebe zum Norden, hat sich lala Berlin in kürzester Zeit in Skandinavien etabliert und ist somit ein fester Bestandteil der Fashion Week in Kopenhagen.

Internationale Persönlichkeiten aus Musik, Mode und Film sind Fans von lala Berlin, ob Claudia Schiffer, Cameron Diaz, Heidi Klum, Natalie Portman, Jessica Alba, Heike Makatsch, Hannah Herzsprung, Nina Hoss und Pheline Rogga, um nur einige zu nennen.

D. Meissner Prozellan

Quelle: https://www.meissen.com/de/

Die Porzellanmanufaktur Meissen steht seit ihrer Gründung 1710 für höchste Porzellanqualität und außerordentliche Handwerkskunst. Dessen geschichtsträchtiges Signet, die blauen Gekreuzten Schwerter, steht weltweit für diese Attribute ein. Die Qualität Meissener Porzellans beginnt im manufaktureigenen Bergwerk unweit von Meißen, in dem tagtäglich reinstes Kaolin abgebaut wird. Die weiße Tonerde ist der Schlüssel zu der signifikanten Strahlkraft Meissener Porzellans. Die richtige Mischung des Kaolins mit einheimischem Feldspat und Quarz wurde in Meißen in über 300 Jahren verfeinert und wird bis heute von Hand hergestellt. In der Kreation der Porzellane ist das Begehen neuer innovativer Wege ebenso in der Tradition der Manufaktur verankert, wie das sich stete Besinnen auf das eigene reiche Erbe. Dafür kann MEISSEN aus dem weltweit größten und ältesten Bestand an Gipsformen, historischen Modellen und Vorlagen schöpfen, die unter anderem zur Reproduktion für nahezu alle Formen genutzt werden können, die je in der Manufaktur geschaffen wurden. Im Farblabor der Manufaktur werden indes beständig neue Farben entwickelt. 10.000 Farbrezepturen werden hier mittlerweile streng gehütet, mittels derer es gelingt, jede Nuance Meissener Porzellanfarben originalgetreu aufzubereiten. In Verbindung mit einer bis heute erhaltenen einzigartigen Handwerkskunst entstehen im Meißener Triebischtal filigrane Figuren, großformatige Plastiken und Skulpturen, erlesene Service bis hin zu unikale Kunstwerke von besonderer Werthaltigkeit, die den höchsten Ansprüchen an Exklusivität und Individualität gerecht werden.

E. Medienhafen, Düsseldorf

Quelle: https://www.duesseldorf-tourismus.de/attraktionen/medienhafen-8d6cd381bf 

Er ist ein Muss für Architekturfreunde: Der MedienHafen in Düsseldorf glänzt mit großen Namen. Mit dem dreiteiligen, organisch geformten Gebäudeensemble Neuer Zollhof hat Stararchitekt Frank O. Gehry ein echtes Düsseldorfer Wahrzeichen geschaffen.

Aber auch David Chipperfield, Joe Coenen, Steven Holl und Claude Vasconi trugen dazu bei, dass der Rundgang durch das ehemals brachliegende Hafengelände heute zu den touristischen Höhepunkten gehört. Die Weitsicht der Stadt, die hier keine Flächensanierung betrieb, sondern Grundstück für Grundstück individuell einer neuen Nutzung zuführte, trägt viele Früchte. Im MedienHafen sind nicht nur 700 Unternehmen angesiedelt, auch einige der besten und beliebtesten Restaurants der Stadt befinden sich hier. Denjenigen, die tiefer in die Welt des MedienHafens eintauchen möchten, sei eine Führung der Düsseldorf Tourismus GmbH empfohlen.

F. Katharina Grosse: Father and daughter

Bildquelle: https://www.deviantart.com/yokoky/art/Grosse-father-daughter-edited-by-Katharina-Grosse-612302894

Katharina wurde als Tochter der Künstlerin Barbara Grosse und des Germanisten und späteren Rektors der Ruhr-Universität Bochum Siegfried Grosse geboren. Sie besuchte die Schule in Bochum.

Grosse studierte an den Kunstakademien Münster und Düsseldorf bei Norbert Tadeusz und Gotthard Graubner.

Katharina Grosse lebt und arbeitet in Berlin. Sie war Professorin an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee (2000–2010). Seither ist sie Professorin für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Katharina_Grosse

H. Kunsthandwerk aus dem Ezgebirge

 Webseite: https://www.erzgebirge-palast.de/

I. Stuhl von Konstantin Grcic

Webseite: http://konstantin-grcic.com/

Konstantin Grcic (1965 in München) ist ein deutscher Industriedesigner serbischer Abstammung.

Der Sohn eines direkt nach dem Zweiten Weltkrieg aus Serbien Emigrierten und einer deutschen Mutter, die als Kunsthändlerin ihre eigene Galerie führte, wuchs in Wuppertal auf. Die Künstlerin Tamara Grcic ist seine ältere Schwester.

Grcic machte ab 1985 zunächst in Dorset eine Ausbildung an der John Makepeace School for Craftsmen in Wood (Parnham College) zum Möbelschreiner. Im Anschluss an seine Lehre studierte er ab 1988 am Royal College of Art in London Industriedesign. Nach dem Abschluss arbeitet er eine Zeitlang als Assistent von Jasper Morrison, der GastProfessor am College sowie zufällig auch sein Nachbar war. Neben Morrision waren seine Designerberuf-Vorbilder überwiegend Italiener wie Achille Castiglioni, Franco Albini und Ettore Sottsass.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Konstantin_Grcic

Wenn alle gleich aussehen

Menschen, die an Prosopagnosie leiden, können Gesichter nur mit Mühe voneinander unterscheiden. Einst galt die Störung als exotisch und selten, nun zeigt sich: Millionen von Menschen haben dieses Problem – meist, ohne es zu ahnen.

“Eines Tages um die Mittagszeit", erzählt Bill Choisser, “traf ich meine Mutter auf dem Gehsteig und erkannte sie nicht." Sie sei “gar nicht amüsiert" gewesen über den Faux-pas ihres Sohnes, berichtet der auf seiner Webseite, und habe ihm “bis heute nicht vergeben". Für Choisser sind derartige Ereignisse keine lustigen Anekdoten, sondern ein lästiger Teil seines Alltags. Choisser leidet an einer Störung mit dem unhandlichen Namen Prosopagnosie – er tut sich schwer damit, Gesichter zu erkennen.

Obwohl dieses Problem in der Weltliteratur das eine oder andere Mal auftaucht, ist Prosopagnosie als definiertes Störungsbild erst 1947 zum ersten Mal wissenschaftlich beschrieben worden. Bis heute, glaubt man aktuellen Forschungsergebnissen, ist das Wissen um den Defekt so wenig verbreitet, dass weltweit Millionen von Menschen keine Ahnung haben, dass viele ihrer Schwierigkeiten auf ihn zurückzuführen sind. Zwei Prozent aller Menschen, schätzen Ken Nakayama von der Harvard University und seine Kollegen, leiden an Prosopagnosie, meist von Geburt an. Wer nie gelernt hat, wie es ist, Gesichter ohne Anstrengung unterscheiden zu können, merkt gar nicht, was ihm fehlt.

Martina Grüter kam in einer Studie an der Universität Münster für Deutschland auf einen ähnlichen Prozentsatz wie ihre US-Kollegen. Besonders angeborene Prosopagnosie sei sehr viel weiter verbreitet, als man bislang vermutet habe, sagt sie. Stimmen die Schätzungen, haben Hunderttausende von Deutschen Schwierigkeiten, Nachbarn, Kollegen und Freunde auf der Straße oder anderswo zu erkennen – ohne zu wissen warum.

“Mein Mann ist noch nie an mir vorbeigelaufen"

Diese verblüffend anmutende Erkenntnis verwundert Grüter allerdings nicht übermäßig. Sie weiß, wovon sie spricht – ihr Ehemann, der ebenfalls auf diesem Gebiet forscht, ist selbst prosopagnostisch. Das sei aber “nicht so beeinträchtigend, wie man sich das vorstellt", sagt sie, und fügt hinzu: “An mir ist mein Mann noch nie vorbeigelaufen, ohne mich zu erkennen."

Grüter wehrt sich auch gegen den manchmal synonym zu Prosopagnosie verwendeten Begriff “Gesichtsblindheit". Nur bei Menschen mit schweren Hirnschädigungen in bestimmten Bereichen sei die Gesichtswahrnehmung so beeinträchtigt, dass sie gar keine Gesichter mehr erkennen könnten. Für die Mehrzahl der Prosopagnostiker gelte dagegen: “Wenn jemand regelmäßig Zeitung liest, kann er auch Politiker erkennen." Die Betroffenen könnten lernen, “die richtigen Strategien aktiv zu nutzen", sich an konkreten, möglichst unveränderbaren Merkmalen zu orientieren. Ohrenform, Augenabstand oder Haaransatz seien etwa günstige Orientierungspunkte, um jemanden wiederzuerkennen. Außerdem sei in üblichen Alltagssituationen ja viel mehr Information verfügbar – Stimme, Haltung, Mimik und Statur etwa.

Insofern macht es die Methode, mit der Nakayama und seine Kollegen ihre Studie durchführten, Prosopagnostikern besonders schwer: Die Versuchspersonen bekamen Bilder von Autos, Werkzeugen, Gebäuden und anderen Objekten zu sehen – und eben von Gesichtern. Bei jedem neuen Bild sollten sie möglichst schnell angeben, ob sie es schon einmal gesehen hatten oder nicht. Prosopagnostiker scheitern hier oft – obwohl sie bei Objekten die Wiederholungen leicht bemerken. Aber natürlich sind bei Fotos die meisten Merkmale, die Prosopagnostiker sonst zu Hilfe nehmen können, nicht gegeben.

“Wie ein Film mit lauter blonden Frauen"

Erwachsene, die mit der Störung leben, kommen oft hervorragend zurecht – Martina Grüter kennt “Rechtsanwälte, Ärzte, Schulrektoren" mit Prosopagnosie – was vermutlich einer der Gründe ist, warum bis vor einigen Jahren “nur 100 Fälle weltweit dokumentiert waren", wie Nakayama erklärt. Erwachsene mit der Störung haben “Probleme in einer Verwechslungskomödie, oder mit einem Film, in dem lauter ähnlich aussehende blonde Frauen vorkommen", sagt Grüter, aber im Alltag hätten sie Strategien entwickelt, um Menschen trotzdem zu unterscheiden.

Das Problem, sagt Grüter, seien die Kinder. 50 Prozent des Nachwuchses von Prosopagnostikern hätten selbst Probleme mit Gesichtern – und das kann, etwa im Kindergarten, durchaus zu sozialer Ausgrenzung führen. Würden Kindergärtner und Eltern aber richtig instruiert, könnten sie frühzeitig gegensteuern und auch Tipps geben. “Zum Beispiel, dass man sich Jana nicht darüber merkt, dass sie ein rotes Kleid anhat, sondern lieber über die Form ihrer Ohren", sagt Grüter.

“Das Bewusstsein allein macht vielen Betroffenen das Leben leichter." Wenn das eigene Kind im Kindergarten also Schwierigkeiten hat, sich in eine Gruppe zu integrieren, muss man nicht gleich an Autismus oder ähnliches denken – vielleicht kann es seine neuen Spielkameraden einfach nicht auseinanderhalten.

Von Christian Stöcker

Quelle: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/gesichtsblindheit-wenn-alle-gleich-aussehen-a-419266.html

Tage wie dieser

Text des Liedes:

Tage wie dieser,
kommen nie wieder.
Tage wie dieser,
sollten nie vergessen geh'n.
Drehst dich um
und siehst sie wieder.
Drehst dich um
undsiehst in deinem Kopf die alten Bilder.
Spuerst do noch immer nichts?
Siehst das Licht,
irgendwo am Ende.
Der Augenblick ist jetzt
und fliesst wie Sand durch deine Haende.
Doch do haelst dich…
doch do haelst dich an ihm fest.
Tage wie dieser,
kommen nie wieder.
Tage wie dieser,
sollten nie vergessen geh'n.
do sprichst nicht mehr
und siehst sie wieder.
Zerstueckelt und zerstochen
singen sie leise ihre Lieder.
Sprichst do noch immer nicht?
Sie haben gesagt,
es wuerde Regen geben.
Wir sitzen hier seit Stunden,
trinken Wein und sind einfach nur am Leben
bis unsre Welt zerbricht, es dunkel ist.
Tage wie dieser,
kommen nie wieder.
Tage wie dieser,
sollten nie vergessen geh'n.
Tage wie dieser,
kommen nie wieder.
Tage wie dieser,
sollten nie vergessen geh'n.
Und alles, was uns bleibt,
ist ein neuer Morgen.
do weisst, was das heisst…
Und alles, was uns bleibt,
ist ein neuer Morgen.
do weisst, was das heisst…
Tage wie dieser,
kommen nie wieder.
Tage wie dieser,
sollten nie vergessen geh'n.
Tage wie dieser,
kommen nie wieder.
Tage wie dieser,
sollten nie vergessen geh'n.
Quelle: LyricFind

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